Warum das für seine großen Konzerne bekannte Schweden mit seiner nachhaltigen Business-Agenda die ganze Welt beeindruckt.

 

Während heute alle Welt von Start-ups redet, ist Schweden traditionell für seine Großunternehmen wie Volvo, Scania, Electrolux und Ikea bekannt. Eines der größten Bauunternehmen des Landes, Skanska, ist in Sachen Nachhaltigkeit spitze: „Fast alle unsere eigenen Projekte sind grün. Wir unterschreiten in Energie- und Wasserverbrauch, CO2-Emissionen, Abfallmenge und gefährliche Materialien die gesetzlichen Grenzen“, sagt Lena Hök, Senior Vice President of Green & Community Investment bei Skanska.

 

Eine besondere Erfolgsgeschichte in Sachen Nachhaltigkeit und soziales Engagement ist Skanskas Partnerschaft mit Ikea bei den „BoKlok“-Fertighäusern, die seit zehn Jahren in Schweden errichtet werden. „Diese Wohnungen und Stadthäuser sind aus Holz. Das senkt die Kosten und steigert die Ressourceneffizienz“, sagt Hök. „Auch eine alleinerziehende Mutter oder ein Arbeitnehmer mit geringerem Einkommen kann sie sich leisten. Allein diese eine Produktreihe hat uns eine bedeutende Position auf dem schwedischen Holzhausmarkt beschert.“

 

Nachhaltige Projekte sind zukunftssicher und schützen die Erträge aus teuren Vermögenswerten gegen die möglichen Auswirkungen von steigenden Energiepreisen und mit dem Klimawandel verbundenen Risiken. „Bei den Investoren hat sich da einiges getan“, erzählt Lena Hök. „Früher sah man Nachhaltigkeit als Domäne weniger Öko-Fonds, heute gilt sie als Möglichkeit, Profit und Risiko zu definieren.“

 

Umweltverträgliche Produktionsmaßnahmen stehen derzeit im Zentrum des Projekts „Made in Sweden 2030“, das die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes in der Produktion sichern soll. Werte ist nach Schweden gereist, um mit drei Unternehmern zu sprechen, die in Green Tech investieren.

 

 

Clean tech: Mehrdad Mahdjoubi, Orbital Systems 

Der Industriedesigner und Ex-NASA-Forscher Mehrdad Mahdjoubi aus Malmö kehrte von einer Stippvisite in den USA mit einer großartigen grünen Idee im Gepäck nach Schweden zurück und gründete die Firma Orbital Systems, die Duschen herstellt, die den Wasserverbrauch reduzieren. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, sich in den USA niederzulassen, wo die großen Risikokapitalgeber sitzen? Mahdjoubi, der gerade von der schwedischen Energiebehörde eine Förderung von über 2 Millionen Euro erhalten hat, sieht das nicht so: „Schweden ist ein großartiger Standort für grüne Unternehmen. Dem ganzen Land liegt Nachhaltigkeit am Herzen, und die Regierung fördert Unternehmen entsprechend.“

 

"Es ist einfach nicht cool, Ressourcen zu verschwenden … Ich will nicht 100 Liter perfekt sauberes Wasser verbrauchen, nur weil ich mich waschen muss.”

Mehrdad Mahdjoubi, CEO, Orbital Systems

Die Orbital-Dusche spart bis zu 90 Prozent Wasser und 80 Prozent Energie, indem sie das Wasser selektiv filtert und wiederverwendet. Die 100 Liter, die man bei einem Duschvorgang normalerweise verbraucht, werden so auf gerade einmal 5 Liter reduziert. Zudem ist sie extrem sauber, Legionellen oder andere Bakterien kommen nicht durch den Filter. Trotzdem ist sie genauso erfrischend und belebend wie jede andere Dusche, sagt Mahdjoubi, und man hat überhaupt nicht den Eindruck, dass die Dusche Wasser spart. „Nachhaltigkeit ohne Kompromisse – das ist durchaus möglich. Ich will schließlich nicht das Gefühl haben, dass ich mich aufopfern muss, um den Planeten zu retten.“

 

Die Idee kam ihm, als er im Johnson Space Center der NASA in Houston an den Grundlagen einer bemannten Mars-Mission saß. Bei der Arbeit an einem Reinigungsund Recyclingsystem für Wasser, das auf der Technologie von Dialysegeräten basierte, wurde Mahdjoubi klar, dass er auf etwas gestoßen war, das einen viel größeren Markt hatte als acht Astronauten, die vielleicht einmal zum roten Planeten fliegen würden. „Ich fand, das wäre auch etwas für die Erde. Sollte ich zehn Jahre warten, ob es ein Budget für die Mission geben würde? Wohl kaum. Ich wusste, wie gut die Idee war, und musste sie schnell umsetzen.“

 

2012 gründete Mahdjoubi Orbital Systems. Seine Duschen sind High-End-Produkte und kosten rund 4.000 US-Dollar, seine Kunden sind zum Beispiel Hotelbetreiber und Bauherren von Luxuswohnungen, für die sich die Anschaffung auch deshalb rechnet, weil sie auf Nachhaltigkeit setzen. Inzwischen ist das Unternehmen aber auch Partnerschaften mit Haushaltsmarken wie Miele eingegangen. Ziel ist es, so viele Duschen zu produzieren, dass der Preis auf unter 1.000 US-Dollar sinken kann; das ist der Punkt, ab dem laut Mahdjoubi die Binnennachfrage steigt. Und er möchte die Orbital-Duschen in Entwicklungsländern etablieren, in denen das Wasser knapp ist.

 

Auch wenn Schweden nicht der Zielmarkt ist, ist das Land aus zwei Gründen ein sinnvoller Standort, sagt er. Erstens ist der größte Hersteller von Dialysegeräten, das US-Unternehmen Baxter International, hier ansässig, daher gibt es bereits Ingenieure mit den Fähigkeiten, die Orbital braucht; und zweitens ist die Nachhaltigkeit in Schweden ein allgemein anerkanntes Ziel. „Es ist hier einfach uncool, Ressourcen zu verschwenden“, sagt Mahdjoubi. „Ein großer SUV mit riesigem Motor ist in Schweden kein Statussymbol mehr. Ich will nicht 100 Liter sauberes Trinkwasser verbrauchen, wenn ich mich wasche.“

 

Bildung ist in Schweden kostenlos und qualitativ hochwertig, die digitale Infrastruktur ist hervorragend, und die meisten Bürger haben Vertrauen in ihre Regierung, fügt Mahdjoubi hinzu. „Außerdem sind die Schweden tief in ihrem Inneren Überlebenskünstler. Um zu überleben, haben sie gelernt zu planen. Seit jeher fährt man im Sommer die Ernte ein, die einen über den Winter bringt. So ist hier einfach die Kultur.“

 

 

Grüne Energie: Peter Carlsson, Northvolt

 

Wer Entspannung sucht, beschließt normalerweise nicht, auf 200 Hektar Land in Skellefteå im verschneiten Nordschweden für 4 Milliarden US-Dollar eine der größten und grünsten Akku-Fabriken Europas zu bauen. Doch genau das nahm sich Peter Carlsson, ehemaliger Betriebsleiter bei Tesla, vor, nachdem er genug davon hatte, Seite an Seite mit dem berühmt-berüchtigten Chef der Firma, Elon Musk, zu arbeiten: „Ich verließ Tesla Ende 2015, nach dem Start des Model X. Binnen viereinhalb Jahren waren wir von 400 auf 17.000 Mitarbeiter gewachsen. Es hat Spaß gemacht, aber das Tempo … Ich war einfach nur erschöpft.“

 

"In Schweden ist Energie so billig wie in kaum einem anderen Land. Was wir dadurch sparen, wird die Gehälter fast aller unserer Mitarbeiter bezahlen.

Peter Carlsson, CEO, Northvolt

So gern er sich eine Auszeit gegönnt hätte – Carlsson wollte vor allem eines: sein Know-how von Tesla nach Europa bringen, um die „umweltfreundlichste Batterie der Welt“ herzustellen. Statt sich als Rentner ein Hobby zu suchen, gründete er 2017 Northvolt. „Ich wusste schnell: Das ist meine neue Lebensaufgabe. Wir reisten sechs Monate lang in Europa herum und gaben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag: Gibt es genug Kunden? Lässt sich das Ganze skalieren? Können wir eine unabhängige Lieferkette aufbauen, bis hinunter zum Bergbau? Je mehr wir uns das alles ansahen, desto besser gefiel uns die Idee.“

 

Wenn alles klappt, wird die Produktionsstätte (die man aufgrund ihrer Größe als „Giga-Fabrik“ bezeichnet) bis 2023 mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigen. Im Moment ist sie überwiegend von Öl und Gas abhängig und daher nicht umweltfreundlich. Die vier vollintegrierten Produktionslinien werden aus Rohstoffen wie Graphit, Lithium und Mangan jährlich Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von insgesamt 32 Gigawattstunden produzieren (eine GWh entspricht einer Million Kilowattstunden). Diese Akkus werden nicht nur mithelfen, dass sich endlich flächendeckend Elektrofahrzeuge durchsetzen. Sie werden auch dazu beitragen, dass die globale Wirtschaft in den kommenden 20 Jahren weitgehend auf nachhaltige erneuerbare Energie umschwenken wird. „Sobald die Energiespeicher bezahlbar sind, beginnt die Revolution“, sagt Carlsson. „Die Branche und die Lieferketten werden sich gewaltig verändern, und es wird zu massiven Kapazitätsengpässen kommen. Unser Unternehmen will genau da in die Bresche springen.“

 

Northvolt hat bereits Verträge mit mehreren Unternehmen geschlossen, unter anderem mit dem Nutzfahrzeughersteller Scania, der zu Volkswagen gehört, außerdem dem schwedisch-schweizerischen Energietechnik-Konzern ABB. Weitere Firmen stehen auf der Warteliste. Mit Hilfe eines Kredits der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 52,5 Millionen Euro wird zunächst eine kleinere Produktionsanlage in Betrieb genommen, bevor die Finanzmittelbeschaffung für mindestens 1 Milliarde US-Dollar beginnt, die für den Bau der ersten der vier Hauptanlagen in Skellefteå nötig ist, die Ende 2020 in Betrieb gehen soll.

 

Nach Schätzungen der Lithium-Ionen-Akku-Spezialisten von Benchmark Mineral Intelligence wird die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Elektrofahrzeugen von 85 GWh (2016) bis 2025 auf 500 GWh steigen. Doch Carlsson weiß, dass er längst nicht der Einzige ist, der versucht, die drohende Lücke auf dem europäischen Akku-Markt zu füllen: „Es ist schon beeindruckend, mit welchen Unternehmen wir konkurrieren. LG Chem plant eine Fabrik in Polen, Samsung SDI eine in Ungarn. Die Zeit läuft!“. Unterdessen plant das Konsortium Terra E, das 2017 vom deutschen Akku-Experten BMZ ins Leben gerufen wurde, große Produktionsanlagen in Deutschland. Carlssons Ex-Boss Elon Musk will mindestens fünf weitere Giga-Fabriken bauen (eine hat er bereits – sie befindet sich im US-Bundesstaat Nevada). Es kann gut sein, dass eine davon in Europa stehen wird.

 

Der Einsatz ist so hoch, dass manch einem Schweden – relativ klein, an der Peripherie Europas gelegen und nicht Teil des Euro- Raums – als wenig geeignet erscheint, solche Branchenschwergewichte zu attackieren. Doch während dem Land die wirtschaftlich- technischen Vorzüge von Seoul, Silicon Valley oder Shanghai fehlen, bietet es speziell für einen energieintensiven Herstellungsprozess, der zugleich nachhaltig sein soll, andere Vorteile.

 

Da ist zunächst einmal der Standort. So abgelegen Skellefteå ist, es liegt direkt über einer Mine, die Northvolt Rohstoffe liefern wird, und mit eigenem Hafen und Eisenbahnanbindung ist es in Sachen Logistik gut aufgestellt. Zweitens gibt es dort billige erneuerbare Energie. „Um eine Kilowattstunde Akku-Kapazität zu produzieren, benötigt man rund 60 bis 80 kWh Strom“, so Carlsson. „In Schweden ist Energie so billig wie in kaum einem anderen Land. Was wir dadurch sparen, wird die Gehälter fast aller unserer Mitarbeiter bezahlen.“

 

Und da der Strom größtenteils aus Wasserkraftwerken stammt (die Fabrik wird zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben), ist der Produktionsprozess wirklich nachhaltig. „Welches Energiesystem man verwendet, hat einen großen Einfluss auf die CO2-Bilanz. Wenn ich ein Elektroauto kaufe, möchte ich damit der Umwelt etwas wirklich Gutes tun, keine halben Sachen. Das ist für die Kunden ein wichtiges Thema.“ Und nicht nur für Kunden, sondern auch beim Anwerben neuer Talente.

 

Die rund 80 Mitarbeiter von Northvolt kommen aus 25 Ländern, so gibt es zum Beispiel mehrere hochqualifizierte Ingenieure aus Japan, wo vor rund 30 Jahren der Lithium-Ionen-Akku erstmals in den Handel kam. Peter Carlsson sagt: „Ein klar definiertes Ziel vor Augen zu haben ist schon mal die halbe Miete.“

 

 

Textilien-Recycling: Malcolm Norlin, re:newcell


Mit seiner neuesten Investition versucht Malcolm Norlin etwas gegen die enormen Umweltschäden zu tun, die durch die Baumwollernte entstehen. Er ist nicht nur Vorstandsvorsitzender der Investmentgesellschaft Girincubator, sondern auch Mitbegründer des Start-ups re:newcell, das, wie er sagt, erfolgreich war, wo viele andere größere Unternehmen versagten: Es hat ein revolutionäres neues Verfahren zum Recycling von Baumwolle und Viskose entwickelt.

 

"Die großen Zellulosetechnologie-Firmen sind bislang nicht in der Lage zu tun, was wir tun"

Malcolm Norlin, Mitgründer, re:newcell

Baumwolle ist die beliebteste Textilfaser der Welt. 25 Millionen Tonnen werden jährlich produziert, so die Better Cotton Initiative. Doch es kann derzeit nicht recycelt werden, um neue Kleidung herzustellen. Alte Jeans und T-Shirts werden höchstens geschreddert und kommen bei der Papierherstellung zum Einsatz – oder bei der Wärmedämmung.

 

Der Anbau von Baumwolle benötigt extrem viel Wasser und Pestizide. „Für eine Jeans werden 6000 Liter Wasser verbraucht, und 25 Prozent der weltweiten Insektizide werden bei der Baumwollproduktion verwendet“, sagt Malcom Norlin. Viele Flüsse in Asien sind daher bereits von Pestiziden vergiftet, und der Aralsee in Zentralasien ist seit den 1960er Jahren um 90 Prozent geschrumpft, da seine Zuflüsse umgeleitet wurden, um Baumwolle anzubauen.

 

Norlin, der früher in der Forstbranche und in der Luftfahrt gearbeitet hat, sieht in diesem ökologischen Alptraum seine ganz spezielle Berufung: „Man darf heute in nichts investieren, das nicht auf lange Sicht absolut umweltfreundlich ist.“ Die weltweite Nachfrage nach Textilfasern wächst rasant, von derzeit rund 90 Millionen Tonnen jährlich auf voraussichtlich 150 Millionen Tonnen im Jahr 2030. Man kann sich kaum vorstellen, wo diese zusätzlichen 60 Millionen Tonnen herkommen sollen. Wegen der Umweltschäden kann man nicht noch mehr Baumwolle anbauen, und synthetische Fasern sind auch keine Alternative, da sie aus Petrochemikalien gewonnen werden, zu Treibhausgasemissionen führen und biologisch nicht abbaubar sind.

 

Re:newcell hat die Antwort: Recycling! Gebrauchtes Baumwollgewebe wird aufgelöst, die Zellulosefasern werden separiert und zu neuem Gewebe verarbeitet, das die gleichen Eigenschaften wie reine Baumwolle hat (zum Beweis wurden auf der Berliner Fashion Week bereits Kleider aus re:newcell gezeigt). Und auch die recycelten Kleidungsstücke können immer wieder neu recycelt werden.

 

Die Technologie lässt sich sogar auf Mischgewebe mit Baumwollanteil anwenden. Entwickelt wurde sie an der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm, von Wissenschaftlern, die Norlin noch aus der Forstwirtschaft kannte. „Das sind die besten Zellulose-Experten überhaupt“, sagt er. „Wenn sie meinen, dass die Technologie neu ist, dann ist sie wirklich neu. Die großen Zellulosetechnologie-Firmen sind bislang nicht in der Lage zu tun, was wir tun – und haben großes Interesse daran.“

 

In Kristinehamn in Värmland, Mittelschweden, läuft eine Versuchsanlage. Ende 2017 (drei Jahre nach Produktion der ersten re:newcell-Kleidungsstücke) investierte H&M für 10 Prozent Firmenanteil eine unbekannte Summe in re:newcell. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte das umweltfreundliche Material laut Norlin sogar ein eigener Markenname werden, wie beispielsweise Gore-Tex.

 

Es ist eine globale Lösung für ein globales Problem, aber „es woanders als in Schweden zu machen, wäre schwierig gewesen“, sagt Norlin. „Entscheidend waren die Nähe zur Königlichen Technischen Hochschule und die Tatsache, dass es weltweit so viel schwedisches Textildesign gibt. Hier kennt man alle internationalen Trends und setzt stark auf Ökologie. Wenn die Leute eines Tages merken, dass es an umweltgerechten Textilien mangelt, wird das ein echter Schock sein.“

 

Nationale Ressourcen

 

Was viele Außenstehende über Schweden nicht wissen, so Magnus Krusberg, Experte für Finanzdienstleistungen und Leiter von PA Consulting in Stockholm: Viele der augenscheinlichen Nachteile für Unternehmen im Land sind eigentlich Vorteile, besonders wenn es um Nachhaltigkeit geht. Beispielsweise zahlen die meisten Arbeitnehmer 50 bis 60 Prozent Steuern, aber damit werden soziale Innovationen finanziert. „Ja, wir haben hohe Steuern, aber das finden wir gut“, sagt er. „Die Regierung nutzt unser Steuersystem, um nachhaltiges Verhalten zu fördern, Wasserverbrauch und CO2-Emissionen zu senken. Und weil wir eine relativ teure Belegschaft haben, müssen wir effizient sein. Das fördert einen besonders effizienten Einsatz von Ressourcen.“

 

Der angeborene Hang der Schweden zur Konsensfindung hilft, Antworten auf knifflige Öko-Probleme zu finden. So kooperiert man über Branchengrenzen hinweg, die andernorts eifersüchtig gehütet werden. „In Schweden ziehen Regierung, Industrie und Gewerkschaften traditionell an einem Strang und übernehmen gemeinsam Verantwortung für das Land“, sagt die Forscherin Lisen Schult vom Stockholm Resilience Centre, wo sie untersucht, wie Unternehmen und Hochschulen kooperieren können, um nachhaltiger zu werden. „Der Mensch hat einen immensen Einfluss auf das Leben auf diesem Planeten, aber letztlich sind wir immer noch auf ihn angewiesen“, sagt Schult. Anstatt nur den Kopf zu schütteln, wenn etwas schiefgeht, müsse „Nachhaltigkeit so gestaltet werden, dass man positiv agieren kann. Es geht nicht nur darum, negative Auswirkungen zu minimieren, sondern um die Einsicht, dass wir alle auf die Ressourcen dieser Erde angewiesen sind und dass wir die Zukunft jetzt zum Besseren beeinflussen können.“

 

Schwedische Geschäftsleute preisen ihre Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit nicht so lautstark an wie andere, doch ihre Ideen erobern still und leise die Welt. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass Gutes tun Innovationen und Profitabilität fördert, große Talente anlockt und auch den Kunden ein gutes Gefühl vermittelt, sagt Lena Hök von Skanska: „Nachhaltigkeit kann einem Marktanteile verschaffen und einen echten Wettbewerbsvorteil, aber nur wenn man wirklich etwas bewegt. ‚Grüne Träume‘ reichen da nicht aus.“

 

Andrew Saunders schreibt auch für The Times und The Guardian über Wirtschaft, Finanztechnologie und Unternehmertum.

 

Dieser Artikel wurde im Mai 2018 in der internationalen Ausgabe von Werte veröffentlich, dem Kundenmagazin von Deutsche Bank Wealth Management.

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