
Turning Points: Thomas Riedel
Von Olympia bis zum Eurovision Song Contest: Die Kommunikationslösungen von Thomas Riedel und seine Riedel Communications aus Wuppertal sorgen weltweit für reibungslosen Ablauf.
„Meine Schule ist die Straße. Man lernt die Dinge halt auch, wenn man sie tut.“ Der Mann, der das sagt, ist zweimal sitzen geblieben, hat sein Abitur mit Ach, Krach und Note 3,9 gebaut – und ist für Mega-Events auf der ganzen Welt heute unverzichtbar.
So wenig ihm die Schule lag, so sehr spürte Thomas Riedel, Sohn von Wuppertaler Floristen, frühzeitig das Unternehmer-Gen in sich. Im Alter von zehn Jahren bekam er einen Zauberkasten geschenkt und irgendwann sei er beim Zaubern auf „unternehmerische Gedanken“ gekommen. „Wenn man das präsentiert, braucht man ja auch Scheinwerfer und Lautsprecher.“ Der nächste Schritt: Riedel organisierte Schulpartys und lieferte da die Technik. Heute sagt er dazu: „Das war der erste Deal, auf dem eigentlich das Geschäftsmodell basiert.“ Kaum 18 geworden, meldete der Wuppertaler schließlich sein erstes Gewerbe an, lieferte Funkgeräte für ein Event in Wuppertal. Ein Türöffner. „Plötzlich riefen mich die Leute aus Städten wie Düsseldorf und Köln an.“ Die Nachfrage war auf einmal „gefühlt international“.
Aus den fünf Funkgeräten von damals sind inzwischen mehr als 40.000 geworden. Aus einer One-Man-Show 1.000 Mitarbeitende an 40 Standorten auf der ganzen Welt. Riedel Communications ist heute eine Branchengröße, deren Audio- und Videolösungen auf 8 von 10 Top Events für professionelle Kommunikation sorgen. So kümmert sich Riedel beispielsweise bei der Fußball-Bundesliga um die Verbindung zwischen dem Schiedsrichter und dem Video-Schiri im berühmten „Kölner Keller“. Und bei der Formel 1 kommunizieren Box und Fahrer dank Riedel. Mega-Star Taylor Swift vertraute bei ihrer jetzt schon legendären „Eras“-Welttournee 2024 auf seine Technik.
Ein wichtiger Wendepunkt, ja ein Turbo fürs Geschäft war ein Fax, das Ende 1993 aus dem Gerät in Riedels Büro in Wuppertal quoll. Darauf bat ein Unternehmen aus München, das in die Olympischen Winterspiele in Lillehammer involviert war, um seine Hilfe. Man habe ein Problem mit den Kommunikationslösungen für die Eröffnungs- und Schlussfeier, die im Februar 1994 steigen sollten. Riedel sagte sofort zu, es war schließlich das bislang größte Ereignis für ihn – und der Startschuss für das internationale Geschäft.
Erfolgsgeheimnisse Alter und Ahnungslosigkeit
Zu Erfolgsgeschichten gehört häufig auch der Zufall – und so war es vielleicht ein Zufall, aber vielleicht auch ein Beleg für die Kraft von Medienarbeit, dass ein Formel-1-Manager, der in Nordrhein-Westfalen über die Autobahn fuhr, ein Interview des stolzen Thomas Riedel mit Radio Wuppertal hörte – und sich wohl dachte: „Den könnten wir auch gebrauchen.“ Der Start von Riedel in den Motorsport.
Was folgte, war eine Unternehmenshistorie gespickt mit Höhepunkten wie der opulenten Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris 2024, die ganz neue Maßstäbe setzte – auch in Sachen Kommunikationstechnik. Fast so wie der Sprung aus dem All von Felix Baumgartner für Red Bull 2012 – ein Ereignis, das Riedel heute noch überwältigt. „Das haben alle Menschen bis heute präsent“, sagt er und bewundert den Mut des Athleten wie des Unternehmens.
Das Business wuchs, lieferte einen Höhepunkt nach dem anderen – doch eines änderte sich nicht: Riedels Hausbanken, die er schon von seinem Vater übernahm, sind bis heute „Partner an meiner Seite“. Dazu gehört die Deutsche Bank Wuppertal. Der Mann mag es langfristig und bodenständig. Wohl auch deshalb entschied er sich in den Neunzigern, in Wuppertal zu bleiben, statt nach Berlin zu gehen. Er liebt seine Stadt und betreibt dort einen angesehenen Techno-Club, der auch außerhalb Deutschlands geschätzt wird.
Riedels Rolle im Germany SailGP Team
Was die Finanzen angeht, ist er mittlerweile aus der Rolle des Unternehmers auch in die des Investors geschlüpft und geht „teilweise damit auch auf die Seite der Kundinnen und Kunden“. Beispiel SailGP, ein Segel-Cup, bei dem Riedel zusammen mit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel das Team Germany betreibt, das wiederum von der Deutschen Bank gesponsert wird. Riedel liefert dorthin auch die Technik, ist also Zulieferer und Investor zugleich. „Spannend, wie das zusammenspielt“, findet er.
Bei Riedel Communications ist seine Rolle eindeutig. Er war, ist und bleibt alleiniger Eigentümer. „Ich habe selbst überhaupt kein Geld aus der Firma genommen, alles immer wieder reingesteckt.“ Es ist ganz einfach sein Baby. Was aus einem Zauberkasten so alles entstehen kann …
Zeitstrahl: Riedels Wendepunkte

Gründung
Nachdem Thomas Riedel bereits Schulpartys organisiert hatte, gründete er in Wuppertal sein eigenes Unternehmen für Kommunikationstechnik, Vermietung von Funkgeräten und Funkvertrieb.

Erstes eigenes Produkt
Riedel bringt das erste eigene Produkt auf den Markt: eine Schnittstelle zwischen Radio- und Intercom-Systemen.

Start in die Formel 1
Zum ersten Mal stattet Riedel die Königsklasse des Motorsports mit Kommunikationstechnik aus.

Olympische Spiele
Ein Meilenstein: Riedel erhält seinen ersten Auftrag für die Olympischen Spiele in Lillehammer.

Red Bull Air Race
Die neue Flugserie „Red Bull Air Race“ vertraut Riedel. Später erhält er dafür den US-Fernsehpreis Emmy Award, und das gleich zweimal.

Red Bull Stratos
Während Felix Baumgartner aus der Stratosphäre springt, sorgt Riedel für die drahtlose Übertragung von Bildern, den Signaltransport und die Kommunikation. Auch dafür gibt es einen Emmy.

30-jähriges Firmenjubiläum
Den Geburtstag feiert Riedel mit verschiedenen Veranstaltungen über das gesamte Jahr hinweg.

Germany SailGP Team
Gemeinsam mit Sebastian Vettel gründet Riedel das deutsche Team im Sail Grand Prix ("SailGP"), einer internationalen Segelregatta.

"Turning Points"
In unserer exklusiven Interview-Serie geben erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer aus aller Welt ihre Ratschläge, wie man die wichtigen Momente im Leben erkennen und damit umgehen kann.