CIO Insights 2023 Q2 | Wealth Management | Deutsche Bank

Inflation bleibt hartnäckig: unser Q2 2023 Update

Unsere neueste vierteljährliche Ausgabe von CIO Insights bietet eine Aktualisierung unserer Wirtschafts- und Investitionsaussichten für das zweite Quartal 2023 und darüber hinaus.

Der Frühling steht vor der Tür – zumindest in der nördlichen Hemisphäre. Vor allem nach einem schweren Winter bringen Licht und Wärme häufig einen natürlichen Optimismus mit sich. Mithin befördert die Wirtschaftsund Finanzsprache diesen saisonalen Optimismus selbst, indem sie etwa von den „grünen Trieben“ des Aufschwungs spricht. 


Gleichwohl haben die jüngsten Ereignisse gezeigt, dass wir uns weiterhin in einem sehr herausfordernden Anlageumfeld befinden, das zu vorsichtigem Handeln gemahnt. Inflation, die Reaktion der Notenbanken sowie die Folgen für Wirtschaft und Unternehmen spielen weiterhin eine entscheidende Rolle. Selbst nach den jüngsten Rückschlägen an den Finanzmärkten gehen die aktuellen Bewertungen insgeheim noch davon aus, dass eine „harte Landung“ der Wirtschaft verhindert werden kann – mit anderen Worten: dass die Fed und andere Notenbanken eine angemessene Geldpolitik wählen, die straff genug ist, um Volkswirtschaften abzukühlen, ohne sie in eine Rezession zu treiben oder wichtige Wirtschaftszweige abzuwürgen.

 

Trotz ihres Wissens und Könnens kann es jedoch passieren, dass die Zentralbanken daran scheitern, diesen schmalen Grat zu treffen. Die hartnäckige Inflation in großen Volkswirtschaften zu Beginn von 2023 und die jüngste Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen erschweren ihnen ihre Aufgabe nun zusätzlich. Angesichts dieser Faktoren stellen sich die drei bereits bestehenden Fragen zur Geldpolitik umso dringlicher. Erstens: Welches Ausmaß werden die Folgen der geldpolitischen Straffung haben? Zweitens: Wie schnell werden diese Folgen eintreten? Und drittens: Kann dieser Prozess mit den vorhandenen Strukturen gesteuert werden?

 

Viele Faktoren sprechen noch immer dafür, dass die Zentralbanken an ihrer straffen Geldpolitik festhalten werden, um die anhaltend hohe Kerninflation zu senken. Inzwischen geht man allgemein davon aus, dass eine geldpolitische Straffung in einem bestimmten Ausmaß heute weniger Wirkung zeigt als in früheren Finanzzyklen: Die nach wie vor starken Arbeitsmärkte könnten die Wirkung ebenso verzögern wie die nachwirkenden Effekte der Konjunkturpakete, die während der Corona-Pandemie geschnürt wurden. Auch stellen sich weiterhin technische Fragen bezüglich künftiger Anpassungen der geldpolitischen Ansätze und Strukturen, bei denen die japanische Zentralbank vorangehen könnte.

 

Letztlich dürften sich die Zentralbanken jedoch behaupten: Laut unserer Prognose wird die Inflation im Laufe des kommenden Jahres zurückgehen, allerdings weiterhin über den Zielwerten bleiben. Unser Basisszenario geht davon aus, dass die Leitzinsen der Fed und EZB sehr bald ihr „endgültiges“ Niveau erreicht haben werden. Jüngste Markterwartungen, denen zufolge die Fed infolge der Notlage regionaler US-Banken und der damit verbundenen Sorgen über die Marktliquidität die Zinsen in der zweiten Hälfte von 2023 senken könnte, wirken indes überzogen. Wir sehen kein systemisches Risiko angesichts der bis dato entschiedenen Reaktion der Fed sowie der robusten Maßnahmen, die in der Eurozone bereits im Zuge früherer Finanzkrisen eingeführt wurden.

 

Dennoch könnten die Finanzmärkte zögerlich bleiben. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Zinszyklus beherrschbar ist, werden riskantere Unternehmensanleihen aufgrund des höheren Ertragspotenzials weiterhin im Fokus stehen, obgleich wir nicht mit deutlich steigenden Spreads rechnen. Aktien werden in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich nur moderat zulegen.

 

Dies liegt zum einen an den gestiegenen Zinsen, aber auch daran, dass die Unternehmen ihre Gewinnerwartungen voraussichtlich weiter senken müssen. Anlegern dürfte bewusst sein, dass es inzwischen zahlreiche Alternativen zu Aktien als Anlageklasse gibt.

 

Bei geldpolitischen Risiken hört es indes selbstverständlich nicht auf. Auch geopolitische Unsicherheiten spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle. Die zuletzt enttäuschenden Unternehmensgewinne deuten ebenfalls darauf hin, dass Unternehmen bei der Umsatz- und Gewinnsteigerung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen, da sinkende Reallöhne dem Absatzvolumen und der Preissetzungsmacht Grenzen auferlegen: Wie immer sitzt der Verbraucher am längeren Hebel.

 

Wir sollten uns außerdem davor hüten, uns durch den Fokus auf kurzfristige Markttrends vom übergeordneten Strukturwandel ablenken zu lassen. Die jüngere Geschichte sollte uns daran gemahnen, dass langfristige Probleme (z. B. die demografische Entwicklung) schneller zum Tragen kommen können als gedacht – ein prominentes Beispiel dafür ist China. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die strukturellen Veränderungen der Märkte und der Wirtschaft zieht, ist das ESG-Investing.

 

Dies wird sich weiterhin unmittelbar auf das Anlageverhalten und Anlagerisiken auswirken und lässt sich – unabhängig von individuellen Prioritäten – nicht ohne Weiteres ignorieren. Technologie ist ein weiteres Thema von großer und andauernder Relevanz, ungeachtet der erheblichen Schwankungen von Tech-Werten. Beide Themen – ESG und Technologie – sind außerdem zunehmend miteinander verwoben. Bemerkenswert ist, dass sich unsere langfristigen Investmentthemen, die wir weiter unten noch behandeln werden, natürlicherweise in drei Kategorien einteilen lassen: Ressourcenwende, Unterstützung der Bevölkerung und Technologien der nächsten Phase.

 

Insgesamt halten wir an unserem Ausblick für 2023 fest. Auch wenn der Frühling kommt, dürfte die kurzfristige Volatilität auf den Anleihe- und Aktienmärkten anhalten. Begünstigt wird sie durch die hartnäckige Inflation und veränderte Erwartungen an die Geldpolitik der Zentralbanken, etwa unerwartet frühe Zinssenkungen. All das spricht für einen verhaltenen Aufschwung. Strukturelle Veränderungen der Wirtschaft und der Märkte sprechen ebenfalls dafür, dass Portfolios mit großer Sorgfalt und Vorsicht gemanagt werden müssen: Dabei wollen wir Sie unterstützen.

 

 

Christian Nolting 
Globaler CIO 

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Unser vollständiger CIO Insights-Bericht „Inflation bleibt hartnäckig“ steht zum Download bereit. Bitte beachten Sie die wichtigen Hinweise am Ende des Berichts für Offenlegungen und Risikowarnungen.

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