Auf unserem fünften jährlichen NextGen Innovation Summit erläuterte der Mitbegründer, Chairman und CEO von Blackstone, weshalb er in der momentanen weltweiten Unsicherheit große Chancen und Möglichkeiten sieht.

„Die Menschen interessiert nichts mehr als ihre eigenen Probleme. Wenn Sie herausfinden können, was diese Probleme sind und Lösungen für sie anbieten können, werden die Menschen mit Ihnen reden, unabhängig davon, welchen Rang sie bekleiden oder welchen Status sie innehaben.“

Steve Schwarzman, Chairman, CEO und Mitbegründer von Blackstone

Dieses Zitat aus Steve Schwarzmans 2019 erschienenem Buch What it Takes: Lessons in the Pursuit of Excellence war auf unserem fünften jährlichen NextGen Innovation Summit Ausgangspunkt für eine intensive Diskussion darüber, welche Probleme die aufstrebenden Unternehmer von heute lösen sollten.

 

Die von Salman Mahdi, Vice Chairman der Deutsche Bank International Private Bank, ausgerichtete Veranstaltung fand am 17. November 2020 statt. Aufgrund der Pandemie musste sie zum ersten Mal seit ihrem Bestehen online stattfinden. Aber mit Steve Schwarzman, Mitbegründer, Chairman und CEO der Investmentgesellschaft Blackstone, als erstem Gastredner war sie deshalb nicht weniger inspirierend.

 

Die erfolgreichen Unternehmer von morgen, so Schwarzmans Überzeugung, werden diejenigen sein, die die größten Herausforderungen der Gesellschaft direkt angehen. Es werden die sein, die den Klimawandel stoppen, die Umwelt schützen, die Beziehungen zwischen den Menschen verbessern und sie auf bedeutsame und sinnvolle Weise zusammenbringen.   

 

„Die sozialen Medien greifen das Gewebe des politischen Körpers an. Wir müssen einen Weg finden, um damit fertig zu werden und als Gesellschaft produktiv zu bleiben“, so Schwarzman, der zudem argumentierte, die liberalen Demokratien würden beschädigt, wenn wir online weiterhin Echokammern einrichten, in denen nur Gleichgesinnte Nachrichten oder Informationen erhalten. „Wenn Sie als Unternehmer etwas anbieten können, das dieses Problem löst, wären wir Ihnen alle sehr dankbar, glaube ich!“

 

Ist die größer werdende Kluft zwischen den Generationen eine unternehmerische Chance?

Darüber, dass sich junge Menschen heute als Verlierer sehen, wenn es um Themen wie Wohnraum, den Klimawandel oder die Schulden von Studierenden geht, wurde bereits eine Menge geschrieben. Schwarzman weist jedoch darauf hin, dass es in der Gesellschaft auf vielerlei Ebenen Spaltungen und Disharmonien gibt – zwischen den Generationen und Rassen genauso wie in ethischer oder wirtschaftlicher Hinsicht. Er betont deshalb, dass es Zeit sei für einen Neustart.

 

„Ihre Generation darf sich glücklich schätzen, in dieser Zeit zu leben“, betont Schwarzman und wiederholt damit eine Botschaft, die er vor kurzem den jungen Mitarbeitern bei Blackstone mit auf den Weg gab. „Sie gehen nicht einfach davon aus, dass alles einem vorgefertigten Muster folgt. Sie sind gezwungen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und in andere Richtungen zu denken.“ 

 

Bezugnehmend auf seine eigenen bescheidenen Anfänge hob Schwarzman danach die Bedeutung von Bildung hervor. „Ich glaube fest daran, dass eine gute Schulbildung die Tür zu einem besseren Leben öffnet“, erläutert er.  „Dies ist ein Grundrecht, genauso wie die medizinische Versorgung.“

 

Seiner Überzeugung nach könnte man an zahlreichen Stellschrauben drehen, um das aktuelle amerikanische Schulsystem umzugestalten und den Schülern damit bessere Chancen zu eröffnen. „Die Erwachsenen haben die Pflicht, dies zu tun“, so Schwarzman. Unter Verweis auf sein Engagement an katholischen Schulen in New York erläutert er, dass 70% der Schüler an der Armutsgrenze oder darunter leben. Laut Schwarzman haben die meisten von ihnen an den großen städtischen Schulen Probleme. Aber 98% von ihnen, so führt er weiter aus, schaffen den High-School-Abschluss – und 96% gehen danach weiter aufs College – sobald sie Zugang zu einem progressiveren Bildungsansatz haben. 

„Wenn Sie denken, alles sei in Ordnung, weil es gerade im Moment so ist, geraten Sie unweigerlich ins Hintertreffen.“

Steve Schwarzman

Chairman, CEO und Mitbegründer von Blackstone

Umgang mit Wandel und unternehmerischer Selbstschutz

Schwarzman weist darauf hin, dass jede Investment- oder Geschäftsidee von den Wettbewerbern kopiert werden kann. Er führt aus, dass sie unweigerlich weniger verlangen werden, um demjenigen, der die Idee als erster hatte, das Geschäft abzugraben.  „Sie sind wie ein Schwarm Motten, der über Ihre Pullover herfällt.“

 

Er betont weiterhin, wie wichtig es sei, für sein intellektuelles Kapital ein gewisses Maß an Schutz aufzubauen. Die Alternative sei, fortwährend nach dem nächsten großen Ding Ausschau zu halten, auf das andere noch nicht gekommen sind. Als Ergebnis, so Schwarzman, „interessiert mich an dem, was wir getan haben, nur das, was ich daraus gelernt habe.“

 

Bei jedem Misserfolg sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und zu ermitteln, was falsch gelaufen ist. Man müsse sich folgendes fragen: „Welchen Aspekt habe ich übersehen, so dass ich den Fehler beheben und sicherstellen kann, dass er nie wieder auftritt?“

 

Schwarzman erinnerte die Zuhörer daran, dass sich unsere Welt kontinuierlich neu erfindet. Man müsse sich deshalb ständig fragen, was mit dem eigenen Geschäftsmodell schiefgehen könnte. „Und wenn Sie denken, alles sei in Ordnung, weil es gerade im Moment so ist, geraten Sie unweigerlich ins Hintertreffen.“

 

Gleichheit, harte Arbeit und reger Informationsaustausch: die kulturellen Schlüssel zu Blackstones Erfolg

„Unsere Unternehmenskultur bei Blackstone ist klar und eindeutig: Wir mögen intelligente Menschen, wir mögen Menschen, die sehr hart arbeiten, und wir mögen vollständige Transparenz und regen Informationsaustausch“, erläutert Schwarzman und fügt hinzu: „Ich bin kein Freund bezahlter Zaungäste." Wenn man am Tisch sitze, um ein Thema zu erörtern, dann mit dem Ziel, Fortschritte zu erzielen.

 

Anschließend beschrieb Schwarzman die Kultur bei Blackstone näher. Er wies darauf hin, dass im Unternehmen jeder gleich behandelt werde. Er sage jüngeren Mitarbeitern, dass sie nicht anders seien als er. Und er erinnerte die Zuhörer daran, dass ein Mitarbeiter nicht kompetenter ist als andere, nur weil er älter ist.

 

„Wenn Sie in Ihrer Unternehmenskultur alle Mitarbeiter als gleich erachten und sie entsprechend behandeln, impfen Sie ihnen viel Selbstwertgefühl ein und machen sie zu guten Teamplayern.“

 

Schwarzman ist auch ein großer Anhänger davon, nur nette und umgängliche Menschen einzustellen. Er erläutert, dass er einmal in einem Unternehmen gearbeitet habe, das zugrunde ging, weil es eine große Zahl an zwar sehr intelligenten, aber auch sehr schwierigen Mitarbeitern beschäftigt habe. Umgängliche Menschen mit dem Antrieb, die Besten der Welt sein zu wollen, seien für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens von essenzieller Bedeutung.

 

 

Weshalb die Beziehungen zwischen den USA und China für die Überwindung der weltweiten COVID-Krise entscheidend sein werden

Laut Schwarzman seien die USA und China zwar nur zwei Länder, besäßen an der Weltwirtschaft jedoch einen Anteil von mindestens 35%. Unabhängig davon, in welcher Region man lebe, sollte man also immer im Blick behalten, wie diese beiden Schwergewichte miteinander interagieren.

 

Schwarzman weist ferner darauf hin, dass die Beziehungen beider Länder fast an einem Tiefpunkt angekommen seien. Dass beide in bestimmten Sektoren langfristig Konkurrenten sein werden, sei unbestritten. Aber wenn man mit jemandem im Wettbewerb stehe, gäbe es gewöhnlich auch Bereiche, in denen man zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten kann.

 

Um wieder einen gehaltvollen Dialog in Gang zu bringen, sei es wichtig, diese Bereiche zu ermitteln und Wege zu finden, sie so zu nutzen, dass beide Seiten davon profitieren. Schwarzman führt in diesem Zusammenhang den Klimawandel, Nachhaltigkeitsfragen, den Gesundheitssektor und die Forschung an. Und da beide Länder über riesige Cyberkapazitäten verfügen, könnten sie seiner Auffassung nach sogar bei der Terrorismusbekämpfung kooperieren.

 

Angesichts der zahlreichen Herausforderungen, denen sich die nächste Unternehmergeneration gegenübersieht – von der wachsenden Kluft zwischen den Generationen bis hin zur schnell voranschreitenden technologischen Disruption – war es tröstlich, einem lebenslangen Unternehmer zuzuhören, der in der aktuellen Unsicherheit so viele Chancen sieht. Die mächtigen Kräfte, die momentan am Werk sind, so schloss er, bereiten den Boden für Innovation, Neugestaltung und neuen Optimismus.

 

Das von Vice Chairman Salman Mahdi geleitete Next Generation-Programm der Deutsche Bank Wealth Management baut seit mehr als 20 Jahren Kundenbeziehungen auf, die sich über mehrere Generationen erstrecken. Höhepunkte des NextGen Innovation Summit 2019 finden Sie hier (nur auf Englisch)